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Güterumschlag im Hamburger Hafen: Augenwischerei!

Geschichten von der Trasse: Der wachsende Güterumschlag im Hamburger Hafen

„Der wachsende Seegüterumschlag im Hamburger Hafen erfordert den Ausbau der Transportkapazität der Bahnstrecke Hamburg – Hannover. Das ist ohne die von der DB geplante Neubautrasse entlang der A7 nicht möglich.”

Kennen Sie dieses Argument? Auch die Hamburg Politik denkt mehrheitlich so, zerstört doch die Trassenplanung nicht einmal das kleinste Fleckchen Hamburger Gebietes, sondern ausschließlich Niedersächsische Gemeinden. Da sind Hamburger Trassenproteste nicht zu erwarten, und mit „Klima“ steht man immer auf der richtigen Seite:

„Wenn wir die Pariser Klimaschutzziele weltweit erreichen wollen, müssen wir die Waren so weit wie möglich mit großen Schiffen und der Bahn transportieren. Dafür brauchen wir große, leistungsfähige Seehäfen mit einer optimalen Hinterland-Anbindung über die Schiene“. (Dr. Peter Tschentscher, Erster Bürgermeister Hamburgs, Vortrag über die Zukunftsvision für den Hamburger Hafen, 2022 im Überseeclub). Hinweis: Was „große Schiffe“ zum Erreichen der Pariser Klimaschutzziele tun könnten, liefen sie nicht Hamburg an, wird Thema einer nächsten Geschichte sein.


Große Schiffe gibt es, allerdings haben sie zunehmende Schwierigkeiten, den Hamburger Hafen anzulaufen, die Elbe ist ein launischer Fluss: Unsichere Fahrwassertiefe wegen Verschlickung, enge Tidefenster zum An- und Ablaufen, knappe Wende- und Begegnungsmanöver („Begegnungsbox“) der bis zu 400 m langen und 60 m breiten Schiffe. Anlauf vollbeladen? Nicht möglich. Weiter ausbaggern? Nicht mit den „Grünen“, statt befahrbare Wasserwege lieber mehr Fahrradwege! Politik und Hafenwirtschaft erkennen, dass die Realität den ehemals überbordenden Prognosen vom unendlich wachsenden Hamburger Hafen nicht folgt. Das verstimmt, hängen doch viele Arbeitsplätze und Steuerraufkommen daran. Begehrlichkeiten, neben Altenwerder, einem vor 50 Jahren zwecks Hafenerweiterung komplett zugeschütteten Fischerdorf, jetzt auch noch Moorburg für ein neues, aus EU-Reihen unterstütztes Gewerbegebiet für Energie- und Klima-Firmen zu opfern, nehmen zu. (BUND: “Hafenerweiterung durch die Hintertür.”)

Hat die bisherige Entwicklungsstrategie des Hamburger Hafens „Wachstum, Größe, Geschwindigkeit“ Bestand? Wegen des Lagenachteils nachweislich nicht, wie ein Trendvergleich mit den konkurrierenden Häfen Rotterdam und Antwerpen zeigt. Und dies bringt uns zurück zur Frage: Wo ist der Zuwachs an Ladungsaufkommen aus dem Hamburger Hafen, mit dem sich eine neu Bahntrasse zwischen Hamburg und Hannover mit all ihren verheerenden Auswirkungen auf Natur, Umwelt und Lebensräume rechtfertigen ließe?

Hamburg täte gut daran, sich auf den erkennbaren Strukturwandel mit der Strategie „Qualität statt Quantität“ einzurichten. Hapag-Lloyd ist bereits mit Übernahme der Maersk-Anteile am Tiefwasserhafen Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven eingestiegen, und das Hamburger Abendblatt vermeldete am 03.12.2020:

“Gutachten: Hafen wird bis 2035 kaum mehr wachsen. Schlechte Stimmung im Hamburger Hafen: Neue Prognose im Auftrag der Wirtschaftsbehörde widerspricht allen Berechnungen.”

Und zum globalen Wachstum des Güterverkehrs äußerte sich Professor Dr. Thomas Straubhaar, früherer Chef des HWWI, bereits 2016 sehr verhalten. Es gäbe eine Zeitenwende, heißt es in einem Interview:
„Ja, die goldene Zeit des Handels im Sinne eines Massengeschäfts ist vorüber. Die Fixierung auf die Quantität stößt an Grenzen. Die Mengen lassen sich nicht beliebig weiter steigern. Bei der Quantität des Handels haben wir den Höhepunkt erreicht beziehungsweise überschritten. Stärker als früher müssen wir unsere Überlegungen auf Qualität ausrichten.“

Dies sind Entwicklungen, die einen Sinn der umweltzerstörenden, zeitlich und kostenmäßig mit unvorhersehbaren Risiken behafteten DB-Planung „Neubautrasse Hamburg – Hannover“ nicht erkennen lassen. Strukturwandel führt sie ad absurdum, die mögliche effizientere Nutzung vorhandener Trassen bleibt der einzig vernünftige Weg.

An die Befürworter einer Neubautrasse Hamburg – Hannover: Bitte begründet sie nicht mit angeblichen Erfordernissen des Güterverkehrs des Hamburger Hafens. Das wäre schlichtweg falsch.